Joachim Kaiser: aus einem Brief an Christian A. Pohl
[...] Ich habe Emil Gilels, den ich auch persönlich gut kannte, seit den 50er Jahren oft gehört. Und ich war immer der Überzeugung, Emil Gilels sei ein weit besserer, glänzenderer Pianist als selbst sein Landsmann Svjatoslav Richter, dem er in vielen Belangen überlegen gewesen ist. Das Finale des Tschaikowsky-Konzertes, die Fis-Moll Sonate op.11 von Schumann, das G-Moll Konzert von Saint-Saens und einige Sonaten von Scarlatti spielte Gilels mit unschlagbarer Brillanz, Durchsichtigkeit, Musikalität. Leider machte ihm seine Krankheit zu schaffen. Wer ihn erst in den späten 60ziger Jahren oder gar in den 70ziger Jahren zum ersten Mal hörte, der konnte unmöglich begreifen, was für eine fantastische "Pranke" dieser persönlich so bescheidene Künstler, dem die russische Bürokratie widerliche Schwierigkeiten bereitete, besaß. [...]
München, 09.August 2006